Fachkosmetikerin und Skinfluencerin Ella Vey im Interview: Warum Sichtbarkeit, Wissen und kollegialer Austausch den Kosmetikberuf verändern

Zum Auftakt der SiS-Interviewreihe spricht Kristina C. Bernhöft mit Ella Vey, Fachkosmetikerin, Content Creatorin und Gründerin des „studio ella vey“ aus Berlin. Ella zählt zu den führenden Skinfluencerinnen Deutschlands. Im Gespräch wird deutlich: Die Kosmetikbranche steht an einem Wendepunkt – und Social Media kann dabei ein zentrales Werkzeug sein.

Ein zentrales Thema des Interviews ist die Positionierung von KosmetikerInnen über ihre fachliche Kompetenz – nicht über Marken oder Produkte. Noch immer beobachten beide Gesprächspartnerinnen, dass sich viele in der Branche stark über Markenbindung definieren, anstatt ihr eigenes Wissen und ihre Expertise in den Vordergrund zu stellen. Dabei liegt genau dort der eigentliche Wert ihrer Arbeit: in der fundierten Ausbildung, dem tiefen Hautverständnis und der täglichen Anwendungserfahrung – Qualitäten, die bislang oft zu wenig sichtbar gemacht werden.

Ella Vey zeigt, wie es anders geht: Rund 80 % ihrer Kundinnen und Kunden finden Ella über Social Media. Sie wird dort nicht als Werbefläche für Produkte wahrgenommen, sondern als Expertin für Hautgesundheit, Ästhetik und Behandlungskompetenz. Ihre Inhalte reichen von praxisnahen Produktanalysen über Pflegeroutinen bis hin zur Aufklärung über Hautmythen – verständlich, glaubwürdig und nahbar.

Für Kristina und Ella ist Social Media weit mehr als ein Marketing-Tool: Es ist eine Bühne für fachliche Sichtbarkeit, Wissensvermittlung und den Aufbau von Vertrauen. In einer digitalen Welt, in der Suchanfragen wie „chemisches Peeling“ oft zu Drogerieprodukten oder dermatologischen Angeboten führen, braucht es eine stärkere Online-Präsenz von KosmetikerInnen, um deren Expertise zu verankern.

Besonders betonen beide den Wert der Spezialisierung. Wer sich auf bestimmte Themen fokussiert, kann gezielter kommunizieren, ein klares Profil aufbauen und sowohl vom Algorithmus als auch von potenziellen Kundinnen und Kunden besser gefunden werden. Fachliche Tiefe schafft Vertrauen – und hebt KosmetikerInnen aus der breiten Masse hervor.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Gesprächs ist die Einsamkeit im Berufsalltag. Viele KosmetikerInnen arbeiten allein in der Kabine, oft ohne Team und ohne regelmässigen Austausch mit KollegInnen. Fachlicher Dialog und kollegialer Austausch fehlen – und genau hier bietet Social Media neue Möglichkeiten: als Plattform für Fragen, Diskussionen und gegenseitige Unterstützung. Es entsteht eine digitale Community, die motiviert, inspiriert und vor allem verbindet.

Diese neue Form der Vernetzung steht im Kontrast zu traditionellen Branchenstrukturen, die durch Konkurrenzdenken und Gebietsschutz geprägt waren. Kristina und Ella setzen sich bewusst für ein offenes Miteinander ein. Denn nur durch Austausch, gemeinsames Lernen und sichtbare Kompetenz kann sich das Berufsbild weiterentwickeln – hin zu einem selbstbewussten, sichtbaren Handwerk.

Das Gespräch macht Mut: Wer heute als KosmetikerIn erfolgreich sein will, braucht nicht nur Know-how, sondern auch den Mut, sich zu zeigen – mit Haltung, Fachwissen und einer klaren Positionierung. Es geht nicht um den perfekten Feed, sondern um authentische Kommunikation, ehrliche Inhalte und das Vertrauen in die eigene Kompetenz.